Bezahlbarer Wohnraum - gibt es eine neue Wohnungsnot?

Plötzlich ist sie wieder da: Die Wohnungsfrage - zu wenig und zu teurer Wohnraum, so lautet die Zustandsbeschreibung (für die Ballungsräume!). Bauen, verdichten, ja sogar enteignen sind Vokabeln, die in diesen Wochen - vor einer Reihe von Kommunalwahlen - häufig zu hören sind. Aber die angebotenen Rezepte sind oft nur vermeintlich einfach - die Realität ist eben viel komplexer.

In einem kurzen Beitrag verwirft Michael Voigtländer (IDW) die Enteignungsvorstellungen und mach einige Vorschläge für die künftige Wohnungspolitik - ein wichtiges Element ist dabei regionales Agieren bei der Bereitstellung von Bauland. Inzwischen hat der Deutsche Mieterbund ein Wohnungsgrundrecht gefordert. Das erweist sich als wohl kaum als die Lösung der Probleme am Wohnungsmarkt in den Ballungsgebieten.

Jetzt hat der Berliner Senat rigorose Eingriffe in den Wohnungsmarkt beschlossen. Kernstück ist ein Mietendeckel, d.h. das Einfrieren der Mieten für die nächsten 5 Jahre. Die Reaktion in der Presse ist fast einhellig skeptisch bis negativ. Hier soll nun einmal eine positive Reaktion (aus der ZEIT) unter dem Titel "Man kann nicht wohnen" vorgestellt werden. Aber nicht nur Berlin: Bei einer Befragung der Stadtspitzen rangiert das Thema inzwischen an erster Stelle. Inzwischen hat die Berliner Politik weitere Facetten erhalten - der Mietendeckel ist überarbeitet und nunmehr offiziell in die politischen Beratungen eingebracht. Zum anderen soll nun auch die Umlagefähigkeit der Grundsteuer auf die Mieter aufgehoben werden.

Wer profitiert vom Mietendeckel - und wer verliert? Müssen junge Leute oder potentielle Zuzügler sich in geduldiges Warten üben? Über die wichtigsten Fragen zum geplanten Mietendeckel - die Belastungsrenze in Bezug auf das Einkommen enthält er nicht mehr - bietet die FAG-Seite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Im Januar 2020 hat das Abgeordnetenhaus den Mietendeckel beschlossen.

Nun haben die neuen Vorsitzenden der SPD eine neue Variante ins Spiel gebracht: Die Bodenwertzuwachssteuer. Aus deren Mitteln soll der kommunale Wohnungsbau gefördert werden. Einige Länder haben sie bereits - jetzt ist Rheinland-Pfalz nachgezogen: Ein Zweckentfremdungsgesetz. Das erlaubt den Städten und Gemeinden, eigene Verordnungen zum Verbot einer Zweckentfremdung von Wohnraum zu beschließen. Eine problemorientierte Darstellung des seit langem gültigen bayerischen Gesetzes ist jetzt eingestellt.

Längere Zeit war es still geworden um den Berliner Mietendeckel. Doch wer geglaubt hatte, die Aufrgeung habe sich gelegt, sah sich nun getäuscht. Denn die Fraktion der FDP sowie große Teile der Fraktionen von CDU und CSU im Deutschen Bundestag haben eine Normenkontrollklage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Dabei geht es auch um die Frage, ob das Land Berlin überhaupt befugt ist ein solches Gesetz zu erlassen. Unabhängig von den politischen Trompetenstößen geht es letztlich auch um die Frage der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern. Hierzu hat jüngst der Bayerische Verfassungsgerichtshof geurteilt und eine Länderkompetenz verneint. Jetzt hat auch das Bundesverfassungsgericht den Berliner Mietendeckel verworfen.

In der Zwischenzeit haben einige Länder ihre Mietpreisbegrenzungsverordnungen verlängert.

Die Berliner Innenverwaltung hat ein Bürgerbegehren zum Thema "Vergesellschaftung von Wohnungsunternehmen" für zulässig erklärt. Damit rückt auch ein Bürgerentscheid näher.

Ein neues Diskussionsfeld ist die Stellplatzverpflichtung. Mit einer Reduzierung der notwendigen Stellplätze sollen die Kosten im Wohnungsbau reduziert und zugleich die Verkehrswende unterstützt werden. Eine aktuelle Debatte findet z.Zt. in Köln statt.

Die Enteignungsdebatte I - das kurze Gedächtnis der Politik

>>mehr

Die Enteignungsdebatte II - und was kommt danach?

>>mehr

Wohnungsmarkt - verzerrte Perspektiven?

>>mehr

Die Enteignungsdebatte III - was ist stattdessen zu tun (Beitrag von Michael Voigtländer)

>>mehr

Ein Grundrecht auf Wohnen? Der Vorschlag des Deutschen Mieterbundes

>>mehr

Bezahlbarer Wohnraum - ein neues Grundrecht? Einige Gedanken zum Vorschlag des Deutschen Mieterbundes

>>mehr

Der Berliner Mietendeckel

>>mehr

Der Berliner Mietendeckel - die Zweite

>>mehr

Der Berliner Mietendeckel - die nächste

>>mehr

Die Prioritäten der Stadtpolitik

>>mehr

To Have and have not

>>mehr

Der Berliner Mietendeckel - FAQs

>>mehr

Der Berliner Mietendeckel auf dem Weg - vor das Verfassungsgericht?

>>mehr

Die Bodenwertzuwachssteuer - zwei Fliegen mit einer Klappe?

>>mehr

Das Verbot der Zweckentfremdung - Medizin für angespannte Wohnungsmärkte?

>>mehr

Mietpreisbremse verlängert

>>mehr

Kein Mietenstopp in Bayern

>>mehr

Zum Bürgerbegehren in Berlin

>>mehr

Stellplatzverpflichtung - Kostentreiber im Wohnungsbau?

>>mehr

Das Bundesverfassungsgericht hat einen Eilantrag gegen das Inkrafttreten der zweiten Stufe des Berliner Mietendeckels am 29.10.2020 abgelehnt. Über erste Erfahrungen mit dem Mietendeckel informiert ein Beitrag des Deutschlandfunks vom 4.11.2020.

>>mehr

Die Bilanz der Wohnraumoffensive des Bundes lässt manche Fragen offen

>>mehr

Jetzt hat das Bundesverfassungsgericht den Mietendeckel des Landes Berlin für nicht mit der Verfassung vereinbar erklärt. Dabei hat es sich vor allem auf die Frage der Gesetzgebungskompetenz gestützt.

>>mehr

Der Mietentscheid in Frankfurt ist vom Verwaltungsgericht für unzulässig erklärt worden:

>>mehr